Kapitel 2

Seite 10


Ich saß am Fenster und blickte raus, es war stockfinster. Wir fuhren den Highway entlang und im Auto stank es fürchterlich, jedoch hatten wir John dazu überreden können ein Fenster vorne etwas zu öffnen und das Radio auszustellen. Sitzgurte gab es nicht und so krallten Jack und ich uns jedes Mal in die Sitze wenn Rick etwas schneller fuhr oder abrupt bremste.
John war ziemlich gesprächig und nervte uns mit all möglichen Partystorys von ihm und seiner ach so tollen Clique, hauptsächlich redete er mit Jack. Mit mir ein Gespräch zu führen hatte er mittlerweile aufgegeben, da er von mir wenn überhaupt nur einsilbige Antworten bekam. Er merkte offenbar das er mich nervte. Sein Kumpel Rick war anders. Er hatte die ganze Fahrt über nichts gesagt, er war ziemlich seltsam. Wenn John ihn ansprach stimmte er ihm immer nur nickend zu und ignorierte ihn ansonsten. Er blickte gebannt auf die Straße, aber manchmal konnte ich ihn dabei erhaschen, wie er mir verstohlene Blicke über den Rückspiegel schenkte. Jedes Mal durchlief mich ein kalter Schauer dabei. Seine kalten Augen durchbohrten mich fast. Jack schienen diese Blicke gar nicht aufzufallen da John ihn total in Beschlag nahm.
Ich schenkte meinem Bruder einen verstohlenen Blick, er schien sich ziemlich gut mit John zu verstehen und hörte ihm gebannt zu. Wenn John zwischen seinen Storys kleine Witze einbaute und selbst darüber lachte, lachte Jack einfach mit. Ich war mir sicher das er einige von den Witzen genauso zum kotzen fand wie ich, nur wollte er nicht unhöflich unseren Fahrern gegenüber sein. Die beiden schienen total vertieft in ihr Gespräch zu sein und so wendete ich meinen Blick wieder der Straße vor uns zu. Als ich meinen Blick durch das Auto schweifen ließ, blieben meine Augen wieder am Rückspiegel hängen. Rick linste schon wieder zu mir hinüber. Als er jedoch merkte das ich ihn beobachtete, schaute er schnell wieder auf die Straße. Mich schüttelte es erneut innerlich und ich drehte meinen Kopf zum Fenster um hinaus schauen zu können 'Dieser Rick ist mir unheimlich...'

Nach einiger Zeit und einigen Abbiegungen, waren wir immer noch auf einem Highway, aber mittlerweile waren nicht mehr so viele Autos unterwegs. Jack und John hatten mittlerweile auch aufgehört miteinander zu reden, als John's Witze immer anzüglicher und
dämlicher wurden, hatte Rick ihn in die Seite gestoßen um ihm zu zeigen das er zu weit gegangen war und Jack wandte den Blick angewidert ab. Eine Zeit lang war es ziemlich still im Auto, doch nach einer Weile schaltete John das Autoradio an und dämliche Partymusik dröhnte raus, gefolgt von gelegentlichen Kurzmeldungen, über den Verkehr und ein paar andere Nachrichten.
>>Hey, ist alles in Ordnung bei dir?<< flüsterte Jack mir nach einer Weile zu. Ich blickte zu ihm.
>>Ja, und bei dir?<<
Er lächelte sanft >>Du bist müde, oder?...Schlaf ein bisschen, ich wecke dich wenn wir angekommen sind.<<
Ich war tatsächlich etwas müde, also nickte ich und lehnte mich an Jack's Schulter, er legte seinen Arm schützend um mich und dann schloss ich meine Augen...

Ich schlief sofort ein, es war ein tiefer aber dennoch traumloser Schlaf.
Plötzlich spürte ich eine Erschütterung und Arme die sich fest um mich schlossen, der Griff wurde noch fester, ich wurde langsam wach.
Alles um mich herum drehte sich, ich hörte Reifen quietschen und Schreie.
Ich riss meine Augen in dem Moment auf, als Rick hart bremste, der Wagen schlitterte noch ein wenig und kam langsam zum stehen.
Jack hatte mich fest in seinem Griff und klammerte sich wie verrückt an mich.
Als der Wagen zum stehen kam, sank John in seinen Sitz und keuchte erleichtert auf.
Rick saß immer noch am Steuer, er umgriff das Lenkrad fest aber verzog keine Miene.
'Beschissener Eisklotz' kam mir in Gedanken, als ich seine versteinerte Miene im Rückspiegel sah.
>>Sag mal spinnst du!? Wir wären fast drauf gegangen!!<< brach es aus Jack hinaus, er zitterte vor Wut und Angst und hielt mich immer noch in seinen Armen.
John drehte sich zu uns um, der Schreck war ihm ins Gesicht geschrieben, dennoch zwang er sich ein Lächeln auf und versuchte uns damit zu beschwichtigen >>Reg dich mal ab Kleiner, wir leben ja noch.<<

>>Willst du mich auf den Arm nehmen!? Wir wären beinahe gestorben wegen deinem Kumpel da am Steuer! Und wir fahren schon eine Ewigkeit hier im dunklen umher und kommen trotzdem nicht an! Wo sind wir hier überhaupt? Das ist doch gar nicht mehr der Highway!<<
'Ist es nicht?' ich löste mich aus Jack's Umarmung und blickte aus dem Fenster, wir waren auf einer Landstraße gelandet, es war dunkel, regnete und wir waren von Bäumen umzingelt.
'Wir sind irgendwo im nirgendwo...' ich verzog mein Gesicht missmutig und blickte zu Rick >>Wo habt ihr uns hingefahren?<< fragte ich ihn, bekam jedoch die Antwort von John.
Er lachte nervös >>W-wir haben uns wohl verfahren...aber keine Sorge, Rick weiß wo es lang geht. Wir kommen schon noch an, nich' wahr Rick?<< er blickte zu seinem Kumpel am Steuer, dieser nickte nur knapp. Und gerade als ich ihm etwas entgegen bringen wollte, meldete sich Rick das erste Mal zu Wort >>Wenn wir weiter geradeaus fahren, kommen wir wieder auf den Highway.<< brummte er mit einer tiefen, rauen Stimme knapp....

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